Junge Musik alter Meister
Ein musikalischer Spaziergang von der Renaissance zur Klassik
Mit Barbara Maurer, Lautenistin, Gitarristin und Blockflötistin, begleitet von Renate Schütz auf der Gitarre
Rezensionistin: Mag.art. Hannelore Unfried
Unter dem einladenden Titel „Musikalischer Spaziergang von der Renaissance zur Klassik“ in der Reihe „Junge Musik alter Meister“ führte die Gitarristin, Lautenistin und Blockflötistin Barbara Maurer stilsicher durch zahlreiche Stationen in Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland, Holland und auch Österreich. Zur geografischen Vielfalt gesellte sich ein reiches klangliches Spektrum von Renaissancelaute, Barockgitarre, einer „Ganassi“-Sopranblockflöte, einer Altblockflöte sowie zwei klassischen Gitarren. Für diese Duette griff auch Renate Schütz in die Saiten, die mit einführenden Worten durch das Programm führte. Zu Beginn der launigen Conference stand das Frauenideal aus Baldassare Castigliones „Buch vom Hofmann“ aus dem frühen 16. Jahrhundert: die Frau solle schüchtern wirken und sich würdevoller Bescheidenheit befleißigen. Dies war nicht schwer zu erkennen auf die Solistin, Barbara Maurer bezogen. Beeindruckend war dabei zunächst der Wechsel der verschiedenen Instrumente mit ihrer anspruchsvollen und jeweils eigenen Spielweise, etwa die Daumen innen bzw. Daumen außen Technik zwischen Laute und Barockgitarre sowie die Herausforderung aufgrund der unterschiedlichen Saitenspannungen.
Ausgangspunkt für den Spaziergang war das musikalisch frei gestalteten Recercar von Francesco da Milano. Ihm folgte Königs Ferdinands Tantz und Hupff auff, der Tanz und Nachtanz für Ferdinand I. des in Bratislava geborenen Hans Neusidler und die Variationen von Luys de Narvaez Diferencias sobre Guardame las vacas. Auf den Saiten erklangen auch Bordunbässe, Martialisches, der Ballo La Barriera aus dem Manierismus von Cesare Negri und schließlich das effektvolle Rasguado auf weitere Etappen. Europas Norden war in den Variationen d’Lof-zangh Marie des Niederländers Jacob van Eyck (Ganassi-Sopranblockflöte) und einer Fantasia des in Hamburg tätigen Georg Philipp Telemann (Altblockflöte) zu hören.
Mit dem bekannten Largo aus Antonio Vivaldis Konzert für Laute RV 93 in der Bearbeitung für 2 Gitarren erreichte der Spaziergang mit Renate Schütz das finale Klangerlebnis. In dieser Besetzung gab es noch Werke von Leonhard von Call, dem österreichischen Komponisten und Gitarristen, P.F. Oliver Aubert, dem französischen Cellisten und Gitarristen sowie Ferdinando Carulli, einem frühen Vertreter des Anschlags mit den Fingernägeln, der durch seine Gitarreschule vielen Lernenden bekannt ist.
Unüberhörbar waren dabei die profunde Kenntnis und auch Hingabe auf dem Gebiet der Alten Musik, die sich Frau Mag. Maurer nach ihren Studienabschlüssen an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (Blockflöte IGP 1 und 2 und Gitarre IGP 1) in Pavia im Conservatorio istituto Superiore di Studi Musicalu “ Franco Vittadini“ (Biennio = 2.Diplom) erworben hat.
Einen unkonventionellen Abschluss bildete eine Einladung an das Publikum, dem beachtlich viele gefolgt sind: Eine Branle double, ein Kreistanz von Thoinot Arbeaus Orchésographie, (1589) wurde von Frau Maurer gekonnt angeleitet und auf der Blockflöte musikalisch begleitet. So wurden Mutige, die bisher nur zuhörend den Spaziergang genießen konnten zu Mitwirkenden, ja sogar „Mitläufern“ in dieser Etappe.
Es war bereichernd und erbauend, Unbekanntes zu entdecken und Bekanntes im Originalklang und Verständnis der Zeit neu zu entdecken. Ein herzliches Dankeschön für diesen Einblick und den gelungenen Konzertabend!
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